Verbesserung von Reparierbarkeit und Nachhaltigkeit von Elektrogeräten

Produkte müssen reparierbar sein, um den Trend zur Wegwerfgesellschaft einzudämmen. Die aktuellen Ansätze greifen zu spät. Wenn ein Produkt gut repariert werden kann, muss es nicht so schnell entsorgt werden, was nachhaltig der Umwelt dient.

Diese Initiative wurde angenommen.

Initiator*innen
anon9548323354
Renaldo Tiebel
Jochen Walter
Veröffentlicht am
9. Oktober 2017
Bereich
Nachhaltigkeit
Einordnung
Einzelinitiative
Ebene
Bund
Ergebnis der Abstimmung

Diese Initiative wurde angenommen.

thumb_up 106
thumb_down 20

126 Personen haben an dieser Abstimmung teilgenommen.

Das waren 14 Prozent aller 928 Abstimmungsberechtigten.

Der weltweite Energie- und Ressourcenverbrauch schädigt nachhaltig die Umwelt. Bei der Konstruktion und Produktion von Produkten wird kaum noch Wert darauf gelegt, dass die Produkte langlebig sind und im Schadenfall gut repariert werden können.

Das vielleicht prominenteste Beispiel ist das Debakel um das Samsung Note 7 (Link1), für das Samsung mittlerweile ein Recyclingkonzept (Link2) vorgelegt hat. Da das Problem nur beim Akku lag, hätte ein leicht austauschbarer Akku vermieden, dass 2,5 Millionen (sic!) Geräte nun quasi schrottreif bei Samsung auf Halde liegen.

Das Problem mit Akkus gibt es nicht nur bei Smartphones, sondern auch bei Laptops, elektrischen Zahnbürsten, Akku-Rasierern, Funk-Kopfhörern und weiteren Geräten.

Auch Waschmaschinen, Spülmaschinen, Staubsauger, Herde, Kochfelder und praktisch alle Elektro-Großgeräte sind immer schwerer reparierbar.

Ebenso bei Autos und Fahrrädern setzen sich immer mehr “Spezialteile” durch, die als Ersatzteil schwer oder nicht zu bekommen sind, wodurch eine Neuanschaffung wahrscheinlicher wird.

Link1: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Samsung-schlachtet-Debakel-Smartphone-Galaxy-Note-7-aus-3774977.html Link2: https://www.heise.de/ct/ausgabe/2016-23-Analyse-zum-Akkuproblem-des-Samsung-Galaxy-Note-7-3359446.html

Problembeschreibung

Auf Reparaturfreundlichkeit und Nachhaltigkeit eines Produktes wird bei der Kaufentscheidung oft nicht geachtet. Selbst bei den Testberichten der Stiftung Warentest führt mangelnde Reparaturfreundlichkeit nicht zur Abwertung.

Die Hersteller haben größtenteils kein Interesse daran, dass ihre Produkte reparaturfreundlich sind. Sofern sie die Garantiezeit überstehen, können sie aus deren Sicht gerne ausfallen.

Verschleiß- und Anbauteile müssen also austauschbar und idealerweise deren Schnittstelle standardisiert sein. Die Industrie wird in der Lage sein, um Standardteile herum ihre Produkte zu entwickeln.

Z.B. der Akku eines Telefons oder der Motor einer Waschmaschine müssen jeweils identische Anschlüsse und Bauformen haben. Das Teil selbst kann sich im Inneren unterscheiden, solange es austauschbar bleibt. Man könnte so z.B. eine ABC-Waschmaschine mit einem Motor aus einem Gerät von Miregal reparieren. Ein Akku aus einem Telefon kann in einem anderen Gerät verwendet werden.

Es gibt Ansätze, gut reparierbare und modulare Geräte anzubieten (z.B. Fairphone - https://www.fairphone.com/de/, Shift - https://www.shiftphones.com/). Diese werden auch gut angenommen, sind aber aufgrund ihrer geringen Stückzahlen (beim Fairphone zusätzlich aus anderen Gründen) relativ teuer. Sofern dies zum Standard wird, ist der Aufpreis kaum noch spürbar. Allerdings ist zu erwarten, dass die Hersteller ihre Geräte verteuern, um die fehlenden Neukäufe zu kompensieren. Dieser Effekt ist erwünscht und spiegelt die echten Kosten und die gesteigerte Wertigkeit wider. Zudem trägt dies dann letztendlich auch zum Ressourcenschutz bei.

Artikel in der Wiwo: Kleine Preise, großer Schaden - Die WiWo untersucht, wie vermeintlich billige Produkte zu erhöhten Kosten führen http://www.wiwo.de/technologie/green/living/kleine-preise-grosser-schaden-warum-wir-billigware-doppelt-und-dreifach-bezahlen/13551594.html

Der erhöhte Preis könnte ein Problem für Menschen mit geringen Einkommen sein. Allerdings ist es diesen Menschen dann leichter möglich, gute Gerbrauchtgeräte zu kaufen. Die Verwendung von Gebrauchtgeräten statt eines Neukaufes ist auch aktiver und sehr effizienter Umweltschutz!

Die aktuellen Maßnahmen der etablierten Parteien greifen zu kurz oder sind Augenwischerei. Eine Rücknahmepflicht bringt nichts, wenn der Hersteller die Geräte unter menschenunwürdigen Bedingungen in der dritten Welt ausschlachten lässt. Siehe http://www.spiegel.de/netzwelt/web/vergiftete-hilfe-muellkippe-dritte-welt-a-381336.html

Forderung

Anbau- und Verschleißteile müssen austauschbar und die äußere Bauform und die Anschlüsse müssen standardisiert sein. So wie eine Batterie jahrzehntelang der Standard für die Energieversorgung war, muss auch der Akku in Zukunft wieder ein leicht austauschbares Standard-Bauteil werden.

Dabei kann es mehrere Bauformen für unterschiedliche Geräte geben, aber je Geräteklasse (Kopfhörer, Handy, Tablet, Laptop, etc.) nicht mehr als drei. Die drei Typen dienen dem Wechsel zu effizienteren Modellen. Damit soll eine Übergangsphase ermöglicht werden, denn der Wechsel dieser Akkus hin zu effizienteren und/oder sichereren Typen wird ausdrücklich unterstützt. Sind die Hersteller der Meinung, ein besseres Modell sei verfügbar, kann auf ein älteres Modell verzichtet werden.

Zu Akkus und Batterien gibt es bereits eine Richtlinie, die einbezogen oder erweitert werden könnte: https://gww.de/wp-content/uploads/Batterierichtlinie.pdf

Je Leistungsklasse darf es genau ein Netzteil geben. Ein eindeutiger Stecker soll vermeiden, dass Netzteile an nicht passende Geräte angeschlossen werden. Aktuell gibt es bereits den "USB-C - Standard". Alle Geräte mit entsprechendem Leistungsbedarf sollen diese Geräte verwenden. Für Geräte mit höherem oder niedrigerem Leistungsbedarf soll ein entsprechender Standard festgelegt werden.

Netzteile sind nach Möglichkeit so auszulegen, dass sie mit 110 und 220 Volt betrieben werden können.

Zuleitungen zu Elektrogeräten müssen ebenfalls standardisiert werden und ohne Werkzeug wechselbar sein.

Die Verwendung von Klebstoffen zur Montage soll nach Möglichkeit komplett unterbleiben. Klebstoffe erschweren Reparatur und Recycling. Klebstoffe sind in jedem Fall dort verboten, wo sie den Austausch der in dieser Regelung erfassten Komponenten erschweren oder verhindern würden. Schrauben müssen den gängigen Typen entsprechen. Das Anbringen von zusätzlichen Garantiesiegeln, die beim Öffnen zerstört werden, ist zulässig, jedoch dürfen sie das Öffnen nicht behindern.

Für jedes Gerät müssen zumindest ein vereinfachter Schaltplan und eine Konstruktionsskizze verfügbar sein, die Öffnung und Reparatur ermöglicht. Argumente, dies lege Betriebsgeheimnisse offen, sind mehr als fadenscheinig. Unternehmen, die industriell Konkurrenzprodukte untersuchen, setzen dafür modernste Geräte zur Durchleuchtung und Analyse ein und können leicht ihre eigenen Skizzen erstellen.

Verwendete Bauteile (Kondensatoren, etc.) müssen gekennzeichnet sein, um einen Austausch zu ermöglichen.

Ausnahmen in Sonderfällen (Herzschrittmacher, Implantate, Geräte mit außerordentlichen Schutzanforderungen, etc.) sind möglich und müssen gesondert beantragt und geprüft werden.

Insgesamt muss es erlaubt und möglich sein, Geräte zu reparieren. Damit sollen lokale Fachbetriebe und Reparaturcafes in die Lage versetzt werden, aktiv am Schutz der Ressourcen des Planeten mitzuwirken, indem sie durch eine Reparatur einen Neukauf hinauszögern.

Geräte, die dem nicht entsprechen, dürfen weder beworben noch verkauft werden.

Nach Auswertung der Erfahrungen soll untersucht werden, ob und auf welche Bauteile diese Vorschrift ausgeweitet wird.

Kosten

Die Umsetzung an sich erfordert die Einrichtung einer zuständigen Prüfstelle. Derartige Prüfstellen gibt es bereits ("GS-Prüfung"). Es wären also lediglich die Anforderungen für die Prüfung anzupassen.

Zu erwarten ist, dass die Kosten der Geräte ansteigen, da die Hersteller von Produkten seltener mit Neuanschaffungen rechnen dürfen. Das könnte ein Problem für wirtschaftlich schwache Menschen darstellen. Allerdings werden Gebrauchtgeräte durch die bessere Reparierbarkeit wieder attraktiver. Sowohl steigende Kosten für nachhaltigere Produkte als auch vermehrte Verwendung von Gebrauchtgeräten tragen zum Umwelt- und Ressourcenschutz bei und sind von dieser Initiative erwünschte Effekte.

Finanzierungsvorschlag

Eventuelle Kostensteigerungen für die Prüfungen werden von den Prüfstellen auf die Prüfgebühr aufgeschlagen.

Arbeitsweise

Der Initiative ist eine Diskussion im Forum vorausgegangen: https://marktplatz.bewegung.jetzt/t/verbesserung-von-reparatur-und-recyclingfaehigkeit/6226 Dort finden sich weitere Hinweise und Links.

Argument der Initiator*innen

Dem Drang der Industrie, immer schneller immer weniger reparierbare Produkte als Wegwerfartikel zu vertreiben, wollen wir entschieden entgegentreten. Ein derartiges Verhalten verschwendet die Ressourcen unseres Planeten ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Folgen. Dort wo es Sinn macht, müssen Produkte reparierfreundlich und standardisiert sein. Der Trend zu Wegwerfartikeln auch bei komplexen elektrischen Geräten muss gestoppt werden.

thumb_up
PRO
Geplante Obsoleszenz konsequent als Betrug ahnden
thumb_up
PRO
Das ist wichtig für Umwelt und Verbraucher.
thumb_up
PRO
Nachhaltigkeit ist unsere Zukunft
thumb_up
PRO
auf alle austauschbaren Teile erweitern
thumb_up
PRO
Die Menschen sollten dafür belohnt werden Sachen wertzuschätzen und Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen. Daher bin ich dafür.
thumb_up
PRO
Möglichkeit neuer lokaler Arbeitsplätze
thumb_down
KONTRA
der gewollt hohe Preis benachteiligt sozial schwache extrem und verlangsamt den Umstieg auf energiesparendere Neuprodukte
thumb_down
KONTRA
Ausnahmen genauer definieren
thumb_down
KONTRA
Nicht umsetzbar, da...
thumb_down
KONTRA
der gewollt hohe Preis benachteiligt sozial schwache extrem und verlangsamt den Umstieg auf energiesparendere Neuprodukte
thumb_up
PRO
Ressourcenschonung und Langlebigkeit der Produkte...
"Recyclingfähigkeit" im Titel, aber ohne Bezug im Text
Reparaturfähigkeit scheitert auch an Spezialwerkzeugen
Änderung der betreffenden europäischen Richtlinie als Forderung formulieren. Richtlinie 2006/66/EG wäre wohl passend.
Frage: Geht es nur um Akkus oder noch andere Bauteile? Sollte deutlicher werden.